

Der Weihnachtsmann mit Brille und Glatze von Mira Lobe und Alessandra Roberti
32 Seiten, Format: 28 x 21 cm, cell. Pappband
Ab 4 Jahre
Verlag Jungbrunnen Wien, 2005
ISBN 3-7026-5766-5
Preis: 13,40 Euro / SFR 24,60
Die Zwillingsschwestern Lena und Lotte wollen allen Verwandten zu Weihnachten ein schönes Geschenk machen. Sorgfältig machen sie eine Geschenkeliste, schlachten ihr Sparschwein und kaufen Geschenke ein. Nach vollzogener Tat stellen die beiden bedrückt fest, dass sie selbst ja auch Wünsche haben, sich aber bei der Aktion vergessen haben. Das Sparschwein ist leer. Was tun? Tapfer beschließen sie, sich an diesem Weihnachtsfest gegenseitig nichts zu schenken.
Beiden Schwestern fällt es schwer, mit dieser Situation fertig zu werden. Lena weiß genau, dass Lotte sich sehnlichst einen Sonnenschirm für ihren Puppenwagen wünscht. Lotte weiß, dass Lena sich einen weißen Teddy-Partner für ihren schwarzbraunen Teddy wünscht.
Ohne Wissen von Lena sucht Lotte schließlich einen Spielzeugladen auf. Da sie kein Geld hat, kommt ihr der Vorschlag eines netten Mannes mit Brille und Glatze gerade recht. Schweren Herzens tauscht sie ihren geliebten Puppenwagen gegen einen weißen Teddy für Lena ein. Nun kann sie Lenas Wunsch erfüllen und ihr eine große Freude machen.
Lena hat die gleiche Idee. Auch sie geht zu dem Spielzeugladen und tauscht ihren geliebten schwarzbraunen Teddy gegen einen Sonnenschirm für Lottes Puppenwagen ein. Einerseits vermisst sie ihren schwarzbraunen Teddy sehr, ist aber froh, Lotte ihren größten Wunsch erfüllen zu können.
Die Autorin hat es in dem Buch auf amüsante Weise geschafft, die Rolle des Mannes mit Brille und Glatze in ein Geheimnis zu verpacken: Offensichtlich ist er der Inhaber des Ladens und hat die Situation durchschaut. Lena bekommt nun einen weißen Teddybären zu Weihnachten, hat aber den schwarzbraunen Teddy nicht mehr. Lotte bekommt einen Sonnenschirm für ihren Puppenwagen, den sie nun nicht mehr besitzt. Weise sieht er voraus, wie traurig die Schwestern bei der Bescherung sein werden. Voller Herzenswärme beschließt er, die Situation zu retten. Klammheimlich überreicht er als Weihnachtsmann den Eltern der beiden Geschwister die im Laden abgegebenen Tauschobjekte, den schwarzbraunen Teddy und den Puppenwagen.
Wie groß sind Überraschung und Freude der beiden Kinder, als sie auf dem Gabentisch auch die schmerzlich vermissten, weggegebenen Tauschgegenstände wiederfinden.
Nicht jedes Kind wird im Laufe des Vorlesens mitbekommen, welche Rolle der Mann mit Brille und Glatze in dieser Geschichte spielte. Aber das ist ja auch das Spannende und Wundersame. Denn Wunder gibt es gerade zu Weihnachten immer wieder.
Einfühlsam schildert die Autorin in dieser Geschichte, was in den Kinderherzen vorgeht. Die vielen sehr schön gestalteten Bilder tragen dazu bei, die Stimmung der einzelnen Szenen auch für kleine Zuhörer oder Leser intensiv spürbar zu machen. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, Kindern zu vermitteln, welche Freude es macht, andere zu beschenken oder Gutes zu tun. In diesem Buch wird sehr gut die Botschaft vermittelt, dass der Gebende meist vielfach erntet.
Fazit: Ein empfehlenswertes Bilderbuch zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahre (vom Verlag ab 4 Jahre empfohlen), das ein sehr guter Einstieg in das Thema "Schenken" sein kann.
Mira Lobe wurde 1913 in Görlitz in Schlesien geboren. Dass sie Talent zum Schreiben hatte, zeigte sich schon an ihren Schulaufsätzen. Sie wollte studieren und Journalistin werden, was ihr als Jüdin im nationalsozialistischen Deutschland verwehrt wurde. Daher lernte sie Maschinenstrickerin an der Berliner Modeschule. 1936 flüchtete sie nach Palästina. Dort heiratete sie den Schauspieler Friedrich Lobe, mit dem sie zwei Kinder hatte. Ab 1950 lebte sie in Wien, wo sie am 6.2.1995 starb. Mira Lobe hat fast 100 Kinder- und Jugendbücher geschrieben, für viele von ihnen hat sie Preise und Auszeichnungen erhalten.
Zu ihren bekanntesten Werken gehören Das kleine Ich bin ich (1972), Valerie und die Gute-Nacht-Schaukel (1981), Die Geggis (1985), Die Omama im Apfelbaum (1965) und Die Räuberbraut (1974).
"Der tiefere Sinn der Schreiberei für Kinder ist meiner Meinung nach der, dass sie zur Selbstbestimmung gebracht werden sollen. Produzieren ist schön, einfach schön, da fühlt man sich leben. Das ist nach der Liebe das zweitbeste Gefühl."
Alessandra Roberti wurde 1971 geboren. Sie absolvierte Ausbildungen an den Kunstakademien in Urbino, Italien und Florenz und besuchte die internationale Grafikschule "Il Bisonte" in Florenz. Alessandra Roberti arbeitet mit zahlreichen Verlagen in Europa zusammen, ihre Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Ihre Arbeiten wurden auf Ausstellungen in verschiedenen Ländern gezeigt. 2004 präsentierte sie ihre Bilder auf der Kinderbuchmesse in Bologna. Alessandra Roberti lebt mit ihrem Mann und ihren Haustieren in einer kleinen Stadt in der Nähe von Florenz, wo sie Kunst und Design unterrichtet.
"Ich habe immer zwischen Farben und Büchern gelebt: Als ich ein Kind war, hatte meine Familie ein Buchgeschäft, meine Mutter malte und restaurierte Bilder, mein Vater arbeitete als Architekt. So war unser Haus voll mit Büchern, Stiften, Pinseln und Farben und es war ein Spiel für mich, Geschichten zu erzählen, indem ich zeichnete. Auch heute noch ist die Illustration für mich die beste Möglichkeit, meiner Fantasie Ausdruck zu verleihen. Ich mag die Vorstellung, dass die Geschichten hinter meinen Bildern Kinder erreichen - und mit ihnen ein Teil von mir."


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