

Der Tag, an dem Paul wieder bunt wurde von Marlene Fritsch
Illustrationen von Volker Konrad
24 Seiten
Patmos Verlag, 2016
ISBN 978-3-8436-0829-9
Preis: 12,99 Euro (D) / 13,40 Euro (A)
Mit der Oma blättert Paul in Fotoalben und stutzt: Neben den bunten Fotos kleben auch schwarz-weiße Aufnahmen. Wie kommt es, dass wir bunt sind? Muss man erst bunt werden? Paul löchert seine Oma, und zwischen den beiden entspinnt sich ein lebhafter Dialog übers Buntsein im leben, über Schwarz-weiß-Denker und über Vorurteile.
Auf dem Weg in die Stadt begreift Paul, was seine Oma mit dem Begriff 'Schwarz-Weiß-Denken' meint: Sobald die beiden Äußerungen wie "Mädchen können nicht Fußball spielen" oder "Ausländer sind gefährlich" aufschnappen, wird die Welt um die Sprecher herum schwarz-weiß. Sogar Paul selbst passiert das.
Oma kann das näher erklären:
"Immer, wenn jemand etwas einfach behauptet hat, was nicht stimmt oder zumindest nicht auf alle zutrifft, von denen er es behauptet hat, ist er schwarz-weiß geworden."
Und wie kann man das verhindern? Auch darauf weiß Oma eine Antwort:
"Ich glaube, es ist wichtig, dass du 'ich' sagst, wenn du etwas behauptest und nicht 'man'. Sonst versteckst du dich nur oder bist zu feige, deine Meinung zu sagen."
Sie erklärt auch, dass Vorurteile häufig aus Angst vor dem Unbekannten entstehen.... Ja, die Oma von Paul ist eine kluge Frau.
Das Buch hat für ein Vorlese-Bilderbuch viel Text, der aber sehr kindgerecht und leicht verständlich ist. Für Kinder ab 5 Jahren ist es sehr gut geeignet. Sie können schon verstehen, dass Vorurteile den (bunten) Blick verändern und ein Schwarz-Weiß-Denken im Umgang mit Anderen hinderlich ist. Auch die Illustrationen zeigen das sehr deutlich. Sie sind sehr bunt und ansprechend, doch sobald Vorurteile in der Geschichte den Blick verändern, werden auch die Bilder grau. Die Wirkung von Worten wird so eindeutig gezeigt, dass auch jüngere Kinder sich dem nicht entziehen können. Das ist hervorragend umgesetzt.
Jeder sollte sich immer wieder fragen, ob er nicht auch Vorurteile in sich trägt und die Welt nur schwarz-weiß sieht. Der kleine Leser wird das schnell begreifen. Die Autorin gibt mit diesem Buch einen Denkanstoß, der eine gute Gesprächsgrundlage zum Thema Toleranz und Vorurteile bietet.
Das Bilderbuch eignet sich auch sehr gut für den Einsatz im Religions- und Ethikunterricht in der Grundschule.
Fazit: Wunderbares und hochaktuelles Bilderbuch zum Thema Toleranz und Vorurteile und die Wirkung von Worten. Sehr empfehlenswert!
Marlene Fritsch hat Germanistik und Theologie studiert. Sie ist, nach einigen Jahren Arbeit in einem konfessionellen Verlag, als selbstständige Lektorin tätig und lebt mit ihrem Mann und einer Katze in Freiburg.


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